Aszendent Publications

Entwurf für ein Kino mit Extremen der Bewegung und des Lichtes

In der Vorführkabine befindet sich ein modifizierter Projektor: Die Geschwindigkeit ist von 24 Bildern pro Sekunde abgesenkt auf ein halbes Bild pro Minute, was eine etwa dreitausendfache Verlangsamung bedeutet. Die Flügelblende und der Greifer sind beseitigt. Somit wird der Film kontinuierlich ohne Schwarzphasen bewegt. Die Projektionslampe ist stark abgedämpft.

Das eingelegte Filmband zeigt den Wurf eines handgemalten, abstrakten Bildes, das sich ohne Bildstrich über die gesamte Filmlänge erstreckt. Eine Vielzahl von aufgetragenen Schichten getrockneter Farbstoffe und Salze in der Filmemulsion geben eine Vorstellung vom bizarren Formenreichtum kleinster Partikel, die sich zu Miniaturen von pelzigen Landschaften gelegt haben. Die Substanzen sind in transparenten Kunstharz eingegossen. Der Filmvorrat von 60 meter Länge reicht für eine Vorführdauer von 260 Stunden.

Die Projektion des Filmes gedacht als spiralförmig ausgerollte Großhirnrinde entblättert langsam aber stetig seine Strukturen: Archetypen, die in den Mustern und Verwerfungen des Materials verborgen liegen, ziehen in kaum wahrnehmbarer Aufwärtsbewequng vorüber. Das Auge als Korrelat zwischen äußerer Erscheinung und innerer Bildwelt kann sich bei der geringen Lichtintensität wie im Traum völlig entspannen. Die Gefühle für Bewequng und Bewegtheit, für Traum und Wirklichkeit pendeln sich ein und aus. Es entsteht ein halluzinativer Sog, der die Grenzen dieser Wahrnehmungsbereiche vollständig sprengt.

Der optimale Raum für diese Art der Projektion ist das klassische Kino: eine weiße Wand für die Projektion, alle übrigen Raumteile sind schwarz. Dem Besucher soll die Möglichkeit gegeben sein, beliebig lange in diesen Raum einzutauchen. Interessant wird dieses Schwellenerlebnis mit Licht und Bewegung erst nach 5 - 10 Minuten, wenn das Auge sich an die extremen Bedingungen gewöhnt hat. (Jürgen Reble 1998)

 


Drawing: Jürgen Reble 1998

History of Events:

Originally Aszendent was the final chord of the performace "Tabula Smaragdina". Later I separated it to a single installation piece.
1998.06.15-07.20 - Bonner Kunstverein
1999.04.10-05.16 - Rotterdam Studio Een
A variation titled Daikan:
1999.04.18-30 - Brighton Contact Gallery *
A variation titled Ecluse:
2002.04.30-05.02 - Angers, rencontrs *
A variation titled "Die chemische Botschaft":
2004.10.08-27 - Amsterdam Filmmuseum - 4D

* Collaborations with Thomas Köner




Momentaufnahme vom Aszendent