Jürgen Reble Das galaktische Zentrum Publications

Synopsis

Film- und Klanginstallation mit chemischer Infusion

Drei Filmprojektoren werden in einem gleichseitigen Dreieck am Boden des Raumes installiert. Sie sind wie Teleskope gen Himmel gerichtet. Vor den Objektiven bewegen sich rotierende Scheiben, die den Projektionsstrahl rhythmisch hindurchfließen lassen. Die drei Projektionen treffen sich im Mittelpunkt der Decke, wo sie harmonisch pulsierend ineinanderblenden. Es tauchen kosmische Bilder auf, begleitet von abstrakten Passagen, die immer wieder ins Schwarz zurücksinken.

Die Filmschleifen durchlaufen den Raum über den Boden bis zur Decke und zurück in Form eines Segels. Dabei wandern sie an einem Infusionsschlauch vorüber, aus dem pro Minute ein Tropfen einer Bildsilberätzenden Chemikalie in die Filmemulsion einsickert. Dadurch wird ein Prozess der Bildauflösung stetig vorangetrieben. Durch große Lupen kann der Einfluß am Boden beobachtet werden.

Aus dem Lichtton der Filmperforation gestaltet sich eine atmosphärisch verdichtete Klangwolke, die durch leichte Schwankungen im Gesamtsystem ständig neue Konturen annimmt. Sie schwebt über dem gesamten Raum. Zudem entstehen lokale Tonereignisse unter Haufen von Salzen und Filmgranulat: Leise, rhythmisch schabende Klänge, die die Eigenschaften der Rohmaterialien reflektieren.

Das galaktische Zentrum ist ein Laboratorium. Am Anfang der Ausstellung werden die Infusionshähne geöffnet, das Experiment kann beginnen. Der Verlauf der Ausstellung wird bestimmt durch die Phänomene des fortschreitenden Prozesses: Die schwarzen Partien des Bildes werden Punkt für Punkt aufgelöst. Die in der Emulsion schwimmenden Partikel ordnen sich in immer wieder neuer Konstellation auf dem Bildträger an - all das ist wahrnehmbar und präsentiert sich als Schauspiel des Makrokosmischen Weltuntergangs bei gleichzeitiger Neuschöpfung des Mikrokosmos. Der Film und sein Apparat als Medium offenbahrt seine Qualitäten. Man kann in ihn hineinsehen, hören und sogar riechen - man sieht ihn rapide altern! Und ganz nebenbei entfesselt er einen sich ständig verändernden Bilderfluß und verwischt dabei völlig die Grenzen zwischen Zerstörung und Erschaffung. (Jürgen Reble 1996)

Video Documents:

Recording Verona 1994, Setup and Installation, 1:32 min.


Recording Utrecht 1996, 4:09 min.

 




History / Selection of Exhibitions

1993.10.28-31 - Bremen Künstlerhaus am Deich *
1994.07.23-30 - Verona Maggazini Generali *
1995.01.12-02.05 - Hannover Eisfabrik *
1996.03.26-04.02 - Marseille Alhambra **
1996.05.15-19 - Utrecht Galerie Begane Grond **
1996.09.26-10.20 - Bremen Galerie im Buntentor *
A variation titled Anaglyph:
2000.06.01-05 Torino Officine Grandi Riparazioni **

* Gruppenausstellungen: Das perforierte Partikelprojekt
** Sound Installation: Thomas Köner




Zeichnung: Jürgen Reble


Catalog text Impakt Festival 1996 (english)





Katalogauszug Bremen, Künstlerhaus am Deich 1993


Über die Ausstellung "Locomotiva Cosmica", Verona 1994
Text: Aurora Fornuto und Marco Farano:

Im mittleren, kreisrunden Kuppelsaal entfesselt das Galaktische Zentrum einen.sich ständig verändernden Bilderfluß und verwischt vollständig die Grenzen zwischen Zerstörung und Erschaffung. Der Tropf, normalerweise zur Heilung im Krankenhaus eingesetzt, enthält hier Säure, die auflöst - und erschafft: Sie erschafft Bilderfetzen, ein Bild des Todes: Am Ende wird der Film zerstört sein, weiß wird gewinnen. Am Ende steht die Erschaffung des Kosmos - oder seine Zerstörung. Schauspiel des Weltuntergangs und Weltuntergang des Schauspiels.